Forderung nach Nachbesserungen an EU-Zertifizierungsrahmen zu CO2-Entnahme

Elf Umweltorganisationen, darunter die Bodensee-Stiftung, veröffentlichen Position zu Verordnungsvorschlag der EU-Kommission. 

In einem Positionspapier fordern elf Umweltorganisationen deutliche Nachbesserungen am Vorschlag der EU-Kommission für einen Zertifizierungsrahmen zur Kohlenstoffentnahme aus der Atmosphäre (Carbon Removal Certification Framework, CRCF). Der Verordnungsvorschlag der Kommission wird aktuell im Rat und in den Ausschüssen des Europarlaments diskutiert. Die Organisationen sehen im Zertifizierungsrahmen die Gefahr, dass Emissionsreduktionen ausgebremst sowie Fortschritte im Biodiversitätsschutz und im Umbau der europäischen Agrarsysteme untergraben werden könnten.

Das Positionspapier zum Carbon Removal Certification Framework (CRCF) zum Download

Nach Ansicht der unterzeichnenden Organisationen muss der Zertifizierungsrahmen hinsichtlich einiger grundlegender Aspekte verbessert werden:

  • Der Vorrang für Reduktion müsse sichergestellt werden, und CO2-Entnahmen dürften die Anstrengungen zur Emissionsminderung nicht unterlaufen.
  • Der Anwendungsbereich müsse klar eingegrenzt und Treibhausgas-Kompensation, sogenanntes „Offsetting“, ausgeschlossen werden, um Greenwashing zu verhindern.
  • CO2-Reduktion und Kohlenstoffentnahme müssten klar voneinander getrennt werden. Die Verordnung müsse auf tatsächliche Entnahmen abzielen und nicht auch CO2-Minderungen umfassen.
  • Die dauerhafte, permanente Kohlenstoffbindung müsse gewährleistet und Regelungen zur Haftung getroffen werden.
    Kohlenstoffspeicherung in Produkten seien lediglich verzögerte bzw. „geparkte“ Emissionen und böten keine langfristig gesicherte Klimaschutzwirkung. Auch finde keine Differenzierung zwischen geeigneten und ungeeigneten landbasierten Aktivitäten („Carbon Farming“) statt. Ungeeignete Praktiken, wie Humuszertifikate, sollten ausgeschlossen werden.
  • Es dürften keine falschen Anreize für Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und –Speicherung (BECCS) gesetzt werden, da diese Technologie mit erheblichen Risiken wie Flächenkonkurrenz zu Nahrungsmittelproduktion und Naturschutz einhergehe.
  • Die Nachhaltigkeitskriterien sollten verbessert, Biodiversitätsaspekte gestärkt sowie soziale Effekte berücksichtigt werden.
  • Wesentliche Fragen der Gesetzgebung sollten nicht in eine geschlossene Expert*innengruppe und delegierte Rechtsakte ausgelagert werden.

Zu den Unterstützerorganisationen der Verbändeposition zählen der Deutsche Naturschutzring (DNR), die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Bioland, die Bodensee-Stiftung, der BUND, Demeter, die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Germanwatch, das Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP), der NABU und der WWF.

Die Abstimmung zum CRCF im Umweltausschuss des EU-Parlaments wird für September erwartet.

Bildquelle: Goran Horvat_Pixabay