Weltweit vernetzt für lebendige Seen

Kompetenzaufbau über Kontinente hinweg: Volker Kromrey hat beim jüngsten Treffen des Living Lakes Biodiversitäts- und Klimaprojekts in Kolumbien teilgenommen. Themen von der Fischerei bis zur Landwirtschaft

Wasserhyazinthen machen – wie hier in der Flachwasserlagune Fuquene – weltweit Seen zu schaffen. Copyright: Bodensee-Stiftung

Sie breitet sich im Viktoriasee in Ostafrika ebenso aus wie im Loktak Lake in Ostindien: Die Wasserhyazinthe verursacht weltweit ökologische und wirtschaftliche Schäden. Sie verdrängt Wasserfauna, behindert Schifffahrt, Stromerzeugung und Wasserentnahme – selbst in ihrem südamerikanischen Herkunftsgebiet. Auch in der Flachwasserlagune Fuquene in den kolumbianischen Anden auf über 2.500 Metern Höhe ist sie ein Problem. Dort fand das jüngste Treffen des Living Lakes Biodiversitäts- und Klimaprojekts (LLBCP) statt.

Mit der Natur für die Natur

Mit einem starken Fokus auf naturbasierte Lösungen arbeitet das Projekt in zehn Ländern, um die klimatische Anpassungsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit der betroffenen Gemeinschaften zu verbessern und die Grundlagen für nachhaltige Entwicklung langfristig zu sichern. An gemeinsamen Herausforderungen wie der Wasserhyazinthe und dem gewinnbringenden Austausch vor Ort wurde die Bedeutung des Projekts für die Seen weltweit deutlich: „Obwohl die Projektpartner auf unterschiedlichen Kontinenten arbeiten, gibt es sehr viele Überschneidungen in den Themen“, berichtet Volker Kromrey. In Kolumbien habe der intensive persönliche Austausch enorm geholfen, diese verstärkt herauszuarbeiten. „Es ist etwas völlig anderes, gemeinsam an einem Tisch zu sitzen, als über Zeitzonen hinweg online zu diskutieren.“

Damit Akteure vor Ort den Wert ihres Sees erkennen – und erhalten

Copyright: Bodensee-Stiftung

Eine Frage lautete beispielsweise: Wie gelingt es, lokale Verwaltungen und Akteure so einzubinden, dass sie naturbasierte Lösungen für den Schutz des Sees unterstützen – statt den See selbst als naturbasierte Lösung für andere regionale Probleme zu betrachten, etwa als Filteranlage gegen Wasserverunreinigung? Ein anderes Thema war die Bedeutung der Landwirtschaft für den Seenschutz. Würde manche*r zunächst die Fischerei im Fokus vermuten, zeigte eine Umfrage unter den Teilnehmer*innen des Treffens, dass sie in einer angepassten Landwirtschaft einen noch größeren Hebel zum Schutz der Seen sehen. „Der Impact durch Erosion, Dünger- und Pestizideinsatz wird für die Fischpopulation als gefährlicher bewertet als der der Fischerei“, gibt Volker Kromrey das Ergebnis wider.

Zwischenbilanz beeindruckt

Eindrücke der jüngsten Sustainable Leadership Journey vermittelt das Video (Klick auf das Foto).

Im Mittelpunkt des LLBCP steht der Kompetenzaufbau der örtlichen Bevölkerung. Seit 2022 haben über 10.000 Seennutzer*innen, darunter Seenmanager*innen, Fischer*innen und Landwirt*innen, an Trainings teilgenommen. Mehr als 800 Menschen beteiligen sich zudem an der Erfassung von Biodiversitätsdaten, die in Strategien für ein wirksames Feuchtgebietsmanagement einfließen. In Mexiko konnte dank des Projekts ein neues Schutzgebiet ausgewiesen werden.

Besonderes Angebot für junge Führungskräfte

Eine wichtige Rolle spielt der Nachwuchs: Junge Führungskräfte des Living Lakes Netzwerks erkundeten im Rahmen ihrer Sustainability Leadership Journey ebenfalls die Fuquene-Lagune (Eindrücke zeigt der Film über die jüngste SLJ). Dabei lernten sie ökologische wie kulturelle Aspekte des Seenschutzes kennen. Denn: Die Lagune ist ein heiliger Ort des Muisca-Volkes, an dem seit Jahrhunderten Rituale stattfinden. „Auch das Verständnis dieser spirituellen Bedeutung hilft, Naturschutzmaßnahmen zu gestalten“, betont Kromrey.

Living Lakes Biodiversity and Climate Project

Das LLBCP stärkt in zehn Seenregionen in Südamerika, Afrika und Asien den Schutz der Gewässer mit einem starken Fokus auf naturbasierten Lösungen. Es bietet Trainings für kommunale Akteur*innen und Umweltorganisationen, Leadership-Programme für junge Fachkräfte und ein Trainee-Programm für angehende Seen-Manager*innen. Fischer*innen und Landwirt*innen lernen schonende Praktiken kennen, um die klimatische Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit zu verbessern. Jede Region setzt eine Frontrunner-Lösung um.