Wasser pflanzen?

Der Buchautor Stefan Schwarzer machte beim jüngsten Treffen der Boden-AGs anschaulich, wie Böden, Vegetation und Klima zusammenhängen.

Der Buchautor Stefan Schwarzer war bei der jüngsten Veranstaltung der Boden-AGs zu Gast. Copyright: Bodensee-Stiftung

Dürre, aber auch Starkregenereignisse stellen Landwirt*innen zunehmend vor Herausforderungen. Doch was können sie selbst tun, um Wasser im System zu halten? Dieser Frage widmete sich die jüngste Veranstaltung im Rahmen der Boden-AGs, die gemeinsam von der Bodensee-Stiftung und dem Regenerate Forum organisiert werden. Vertreten war auch der Markgräflich Badische Gutsbetrieb Salem, der passend zum Thema Einblicke in sein neues Agroforstprojekt gewährte.

Wasser pflanzen – kein Tippfehler
Zum Auftakt zeigte der Autor und Permakultur-Experte Stefan Schwarzer in seinem Vortrag „Kein Wasser ohne Boden und Pflanzen“, wie eng Vegetation, Landnutzung und Klima miteinander verbunden sind. Seine Botschaft:
Dürre ist kein Schicksal, sondern teils menschengemacht.

Schwarzer machte deutlich, dass Bewuchs eine entscheidende Rolle für das lokale Klima spielt: Wo Vegetation fehlt, fehlt auch Regen. Expert*innen schätzen, dass durch gezielte Landnutzungsänderungen eine Kühlung von bis zu 3,5 °C erreicht werden könnte.

Diskussion: Wie lässt sich Wasser „anpflanzen“?
Die teilnehmenden Landwirt*innen diskutierten praktische Ansätze, um Wasser besser im Boden zu halten und die Resilienz ihrer Betriebe zu stärken. Besonders betont wurden folgende Punkte:

  • Bodenbedeckung ganzjährig sichern: Alte Praktiken wie die Frostgare seien zu überdenken – insbesondere im Winter helfen Zwischenfrüchte, Wasser und Nährstoffe im Boden zu halten.
  • Wissen weitergeben: Neue Erkenntnisse der regenerativen Landwirtschaft sollten stärker in die landwirtschaftliche Ausbildung einfließen.
  • Fortbildungen standortangepasst gestalten: Regionale Unterschiede müssen bei Schulungen stärker berücksichtigt werden.
  • Erfahrungsaustausch fördern: Der direkte Dialog zwischen Landwirt*innen kann die Umsetzung neuer Methoden befördern.
  • EU-Regularien besser kommunizieren: Der Nutzen von Regelungen müsse verständlicher vermittelt werden.

Austausch zu neuen Ansätzen und Modellen
Im Anschluss stand die Entwicklung eines neuen Zertifizierungsmodells für regenerative Landwirtschaft, ein Projekt des Regenerate Forums, im Mittelpunkt. Ziel ist es, nachhaltige Bewirtschaftungsformen sichtbarer zu machen und Anreize für Landwirt*innen zu schaffen.

Agroforst „Himmelreich“ – Vielfalt für Boden und Wasser

Feldbegehung in das neu angelegte Agroforstprojekt „Himmelreich“ des Markgräflich Badischen Gutsbetriebs Salem. Copyright: Bodensee-Stiftung

Zum Abschluss führte eine Feldbegehung in das neu angelegte Agroforstprojekt „Himmelreich“ des Markgräflich Badischen Gutsbetriebs Salem. Auf einer 33 Hektar großen Ackerfläche wurden zwei Hektar Agroforst angelegt – mit sieben Baumarten, elf Straucharten und mehrjährigen Blühstreifen. Das System verbindet Bodenschutz, Biodiversität und Wasserrückhalt.

Gemeinsam für fruchtbare Böden
Die Boden-AGs bringen Landwirt*innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen – über Landes- und Betriebsgrenzen hinweg. Ob konventionell oder biologisch wirtschaftend: Alle eint das Ziel, fruchtbare Böden an die nächste Generation weiterzugeben.
Das Projekt wird im Rahmen von Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein (ABH) gefördert.
Weitere Informationen auf der Projektwebsite der Boden-AGs.