2026 fallen im Südwesten rund 15.000 Photovoltaik-Anlagen aus der Einspeisevergütung. Das PV-Netzwerk Baden-Württemberg gibt Tipps.

Photovoltaik-Anlagen fallen nach rund 20 Jahren aus der Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). In diesem Jahr betrifft dies in Baden-Württemberg gut 10.000 Solarstromanlagen, nächstes Jahr folgen mehr als 15.000 Anlagen – meist im Besitz von Privatpersonen. Ein profitabler Weiterbetrieb der Ü20-Anlagen ist in vielen Fällen dennoch möglich. Darauf weisen die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) und das Solar Cluster Baden-Württemberg im Rahmen des Photovoltaik-Netzwerks Baden-Württemberg hin. Anlageneigentümer*innen haben drei Optionen: den Solarstrom wie bislang vollständig dem Netzbetreiber zur Verfügung zu stellen, die Umstellung auf Eigenversorgung mit Überschusseinspeisung oder ein Anlagen-Repowering.
Die EEG-Förderung sichert Eigentümer*innen von Photovoltaik-Anlagen eine regelmäßige Einkommensquelle. Doch nach 20 Jahren plus das Jahr der Inbetriebnahme ist damit Schluss. Im Südwesten sind von 2021 bis heute bereits 30.057 Photovoltaik-Anlagen aus der EEG-Förderung gefallen. 2025 kommen 10.645 weitere Anlagen hinzu, 2026 werden 15.500 Anlagen folgen. Die Zahlen stammen vom Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur.
Wirtschaftliche Wege zum Weiterbetrieb
Doch auch ohne EEG-Förderung können ältere Anlagen weiterhin umweltfreundlichen Strom erzeugen. Wichtig ist dabei, den wirtschaftlich sinnvollsten Weg für den Weiterbetrieb zu wählen. Da eine hohe Zahl an Anlagen im Südwesten auf privaten Dächern errichtet wurde, stellt sich vor allem Privatpersonen die Frage, wie es mit ihrer ausgeförderten Anlage weitergeht.
Folgende Möglichkeiten gibt es für die Zeit danach:
Tipp 1: Weiterbetrieb bei Volleinspeisung
Entscheiden sich die Eigentümer*innen für einen Weiterbetrieb mit Volleinspeisung, müssen sie nichts weiter unternehmen. Sie erhalten dann vom Netzbetreiber eine Einspeisevergütung light: den Jahresmarktwert für den eingespeisten Solarstrom. Der Jahresmarktwert ist der durchschnittliche Erlös, den Solarstrom an der Strombörse erzielt. Davon abzuziehen sind Vermarktungskosten des Netzbetreibers. Diese Variante lohnt sich für Haushalte, die einen sehr geringen Stromverbrauch vor Ort haben.
EEG-Anlagen mit mehr als 100 Kilowatt installierter Leistung müssen in die Direktvermarktung wechseln. Die Betreibenden dieser größeren Photovoltaik-Anlagen, etwa Kommunen, vermarkten den Solarstrom mittels eines Direktvermarkters an der Strombörse. Der Direktvermarkter übernimmt Aufgaben wie Prognosen und Abrechnung. Dafür verlangen sie eine fixe Pauschale oder eine prozentuale Beteiligung am Erlös. Für Haushalte lohnt sich die Direktvermarktung nicht, da sie nur geringe Mengen an Solarstrom an der Börse handeln können und es dafür am Markt noch keine passenden Angebote von Dienstleistern gibt.
Tipp 2: Umstellung auf Eigenversorgung und Überschusseinspeisung
Lohnenswert ist auch die Umstellung auf Eigenverbrauch und die Einspeisung des im Haushalt nicht nutzbaren Solarstroms. Möglichst viel des Stroms vom Dach selbst zu verbrauchen, ist besonders profitabel. Da die Anlage abgeschrieben ist und die Betreiber nur noch minimale Kosten für Wartung und Versicherung haben, kostet der Solarstrom lediglich rund drei bis vier Cent pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Der Strom aus dem Netz ist rund zehnmal so teuer.
Diese Version eignet sich für Haushalte, bei denen ein moderater bis hoher Stromverbrauch vorhanden ist und die durch Eigenverbrauch Stromkosten einsparen wollen. Wer zu Hause eine Wärmepumpe zum Heizen oder ein Elektroauto hat, profitiert hier besonders, da diese den Eigenverbrauch des Solarstroms erhöhen. Der überschüssige Strom wird zum Jahresmarktwert an den Netzbetreiber oder Direktvermarkter verkauft. Letzteres lohnt sich allerdings kaum bei kleinen Anlagen mit nur wenig einzuspeisenden Stromüberschüssen. Voraussetzung auch hier: die Anlage ist noch funktionsfähig.
Tipp 3: Repowering der Anlage
Unter Repowering versteht man die Installation einer neuen Photovoltaik-Anlage am selben Standort oder den teilweisen Austausch von Komponenten der alten Anlage – Module, Wechselrichter und Steuerungssysteme. Ziel ist unter anderem, die Leistung der Anlage zu erhöhen: Neue Solarmodule gewinnen auf der gleichen Fläche bis zu doppelt so viel Strom wie die alten. Die neue Photovoltaik-Anlage oder die neuen Komponenten haben zudem eine frische Leistungsgarantie für die nächsten 20 bis 25 Jahre. Bei der alten Anlage ist diese bereits abgelaufen.
Die Option Repowering ist für diejenigen sinnvoll, die einen hohen Stromverbrauch haben und mit einer neuen Anlage noch mehr Stromkosten sparen können. Auch wenn die Photovoltaik-Anlage nicht mehr funktionsfähig ist oder eine Dachsanierung ansteht, bietet sich Repowering an.
Wer die alte ausgeförderte Anlage durch eine neue ersetzt, erhält für die gesamte neue Anlage die zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme gültige EEG-Einspeisevergütung. Für eine Repowering-Maßnahme innerhalb der EEG-Vergütungszeit ist Folgendes geplant: Bis zur Leistung der alten Anlage gibt es weiterhin die bestehende EEG-Vergütung bis zum Förderende. Für die Mehrleistung der Anlage erhalten die Betreibenden die neue gültige EEG-Vergütung für 20 Jahre plus das Jahr der Inbetriebnahme. Aktuell hat die EU dies jedoch noch nicht beihilferechtlich genehmigt.
Weiterführende Informationen
• Zum Umgang mit alten Photovoltaik-Anlagen gibt es weitere Informationen:
www.photovoltaik-bw.de/themen/ue20-photovoltaik-anlagen
• Zum Repowering hat das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg eine kostenfreie Broschüre erstellt: www.photovoltaik-bw.de/themen/repowering-von-photovoltaik-anlagen.
• Im September 2025 hat das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg eine Online-Veranstaltung zu Ü20-Anlagen angeboten. Das Video finden Interessierte auf Youtube: www.youtube.com/watch?v=TYzR13BRi20
Über das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg
Das Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg gibt neue Impulse für den Ausbau der Sonnenstromnutzung im Südwesten, bringt Akteure zusammen und unterstützt so die Energiewende in allen zwölf Regionen Baden-Württembergs. Als Anlaufstelle richten sich die regionalen Netzwerke an Kommunen, Unternehmen, Landwirtinnen und Landwirte, Umweltschutzverbände, Bürgerinnen und Bürger und weitere Institutionen. Alle Interessierte, Institutionen und Unternehmen sind eingeladen, sich einzubringen und das Netzwerk zu nutzen. Mit Informations- und Fachveranstaltungen, Beratung, Öffentlichkeitsarbeit und Wissens- und Erfahrungsaustausch sollen Vorbehalte abgebaut und die klimafreundliche Energiebereitstellung direkt vor Ort beschleunigt werden.
Landesweit koordiniert wird das Netzwerk von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg und dem Solar Cluster Baden-Württemberg. Die zwölf regionalen Netzwerke werden von Akteuren vor Ort organisiert, insbesondere von Energie- und Klimaschutzagenturen, Wirtschaftsförderungen und anderen Einrichtungen. Aktuell sind mehr als 400 Institutionen und Unternehmen im landesweiten Netzwerk aktiv. Das Photovoltaik-Netzwerk BW wird gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg.
Regionale Ansprechpersonen stehen unter: www.photovoltaik-bw.de