Auf Entdeckungstour durch Vorarlbergs grüne Zukunft

Zum Nachahmen geeignet: Das Projekt Zukunftsgrün zeigte bei einer Exkursion Beispiele auf, wie sich Klima- und Biodiverstitätsschutz sowie Klimawandelanpassung im Siedlungsraum vereinen lassen.

Im Rahmen des Projekts „Spiel ohne Grenzen! Zukunftsgrün“ haben sich Vertreter*innen aus 13 Städten und Gemeinden auf eine Entdeckungsreise durch Vorarlberg begeben, um klimafitte, nachhaltige und grüne Raum- und Stadtgestaltung zu erkunden und auf Übertragbarkeit für ihre Kommune zu überprüfen.

Unter dem Motto „Ressource“ besuchten sie mit dem Fahrrad und Zug die Gemeinden Hohenems, Koblach und Rankweil. Auf Einladung der Organisator*innen von Pulswerk und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften besuchten sie innovative Freiraumprojekte, die zeigen, wie zeitgemäße Raumgestaltung, Klimaschutz und Lebensqualität Hand in Hand gehen.

1. Station: Besuch in Hohenems mit Aha-Erlebnis

Jürgen Mathis gab eine Führung durch den Weltacker Hohenems // Copyright: Bodensee- Stiftung

In Hohenems wurde klar, dass nachhaltige Planung nicht nur auf dem Papier existiert. Das Gemeindeamt selbst ist ein repräsentatives Beispiel dafür: das Dach voller Pflanzen und Photovoltaik, Nistmöglichkeiten für Fledermäuse und eine Fassade, die mit vertikalen Holzelementen Schatten spendet. Michael Pillei, Stadtplaner von Hohenems, zeigte den Teilnehmenden bei einem Rundgang durch das neue Rathausquartier, wie Verkehrsberuhigung und mehr Grün mitten im Stadtraum Platz schaffen kann – „zum Durchatmen, Zusammensitzen, einfach Sein“, sagte Pillei.

Ein echtes Aha-Erlebnis bot den Teilnehmer*innen der Weltacker. Der Gedanke dahinter klingt simpel, ist aber ziemlich eindringlich: Wenn man die weltweit verfügbare Ackerfläche gerecht auf alle Menschen aufteilen würde, bekäme jede*r etwa 2.000 m². Und in Zukunft werden es – so die Prognosen – nur noch rund 1.500 m² sein. Auf genau dieser Fläche führte Jürgen Mathis, Leiter der Krankenhausseelsorge vom Welthaus Vorarlberg, durch das Projekt. Dabei machte er unsere Abhängigkeit vom Ackerboden deutlich und wies darauf hin, dass über 90 % unserer Nahrung vom Acker selbst stammen. „So macht der Weltacker greifbar“, ergänzt Mathis, „wie knapp diese Ressource ist und wie wichtig Landwirtschaft bleibt – und dass eine faire Ernährung weltweit eine echte Zukunftsaufgabe ist.“

2. Station: Wie in Koblach Klima- und Biodiversitätsschutz zum Alltag gehört

Der Kindergarten Ried und sein Gründach mit PV- Anlage (PV nicht im Bild) // Copyright: Bodensee- Stiftung

In Koblach richtete die Tour den Blick auf das grüne Bauen. Der Kindergarten Ried zeigt, wie Klimaschutz und Alltag sich verbinden lassen: durch ein begrüntes Dach mit Photovoltaikanlage und Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Anschließend ging es zur Wegwarte in Koblach – ein Familienbetrieb für biologischen Gemüseanbau. Stefan Keckeis, Leiter der Wegwarte, gab Einblicke in das hauseigene Kompostierverfahren, das unter anderem gut für Bodenfruchtbarkeit und nachhaltigen Klimaschutz ist. „Nachhaltigkeit bedeutet vor allem Begegnung, Austausch und gemeinsames Anpacken“, verdeutlicht er.

3. Station: Rankweil – wo Flächen wieder atmen dürfen

Zum Abschluss führte die Reise nach Rankweil. Hier wurde präsentiert, was passiert, wenn Flächen entsiegelt werden und wieder atmen dürfen: Auf dem Areal der Häusle-Villa, ein restauriertes, kulturelles Bauwerk und erweiterter Standort der Marktgemeinde Rankweil, ist ein lebendiger Grünraum entstanden: naturnah bepflanzt, mit Platz zum Verweilen und einer Zisterne. Daneben verdeutlicht die Montfortstraße, wie Verkehr und Natur keine Gegensätze sein müssen. Eine Fahrradstraße schlängelt sich durchs Quartier, begleitet von kleinen grünen Inseln mit Totholz, die wie Mini-Biotope wirken und Lebensraum für Insekten und Kleintiere schaffen.

Mini-Biotope mit Totholz als Lebensraum für Insekten in Rankweil an den Straßenrändern // Copyright: Bodensee- Stiftung

So ermöglicht die Straße nicht nur Mobilität, sondern auch Biodiversität. Die Tour durch die drei Gemeinden hat noch einmal klar gemacht: Zukunft(sgrün) entstehe dort, wo Menschen zusammen anpacken – Verwaltung, Initiativen, Nachbarschaften, so Belinda Winkler von Pulswerk. „Und in Vorarlberg wird das schon heute sichtbar: Schritt für Schritt, Projekt für Projekt, wächst eine Region, die klimafit wird und lebenswert bleibt“, ergänzte Katrin Löning.

Das Spiel ohne Grenzen

Das “Spiel ohne Grenzen!Zukunftsgrün” ist Teil des Interreg-Projektes Zukunftsgrün. Das Ziel: Lösungen für die Zukunftsfähigkeit von Siedlungsräumen zu entwickeln und in die breite Anwendung zu bringen. Außerdem sollen Synergien zwischen Klimaschutz, Schutz der biologischen Vielfalt und Anpassung an die Folgen des Klimawandels aufgezeigt werden.

13 Städte und Gemeinden treten im spielerischen Wettbewerb gegeneinander an und sammeln Punkte in den Kategorien Soziales, Klimawandelanpassung und Biodiversität – gemessen anhand ausgewählter Indikatoren. Mehr Informationen zum Spiel ohne Grenzen! Zukunftsgrün.

Mehr Informationen zum Projekt Zukunftsgrün auf der Website von Zukunftsgrün. Das Projekt wird von sieben Projektpartnern aus der Bodenseeregion getragen (Koordination: Bodensee-Stiftung) und von der Europäischen Union im Rahmen des Interreg VI Programms Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein gefördert.