Empfehlungen für Biodiversitäts-Kriterien in der Zierpflanzenproduktion

Publikation bietet Lösungen: Neue Empfehlungen zeigen Wege zu nachhaltigerer Produktion. Zertifizierungen gelten als zentraler Hebel für Biodiversität: Klare Standards können gezielt den Schutz biologischer Vielfalt fördern.

Ein Blumenstrauß auf dem Tisch, eine grüne Oase im Garten – Pflanzen verschönern unseren Alltag. Doch was viele nicht wissen: Die industrielle Produktion hat oft weitreichende Folgen für Natur und Umwelt. Ein hoher Verbrauch von Torf und Wasser, der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und invasive Arten gefährden die biologische Vielfalt. Gleichzeitig gibt es nachhaltigere Wege, um Pflanzen ressourcenschonender und biodiversitätsfreundlicher zu kultivieren.

Die englischsprachige Publikation „Recommendations for Managing and Enhancing Biodiversity in Floriculture Production“ des Projektes „Unternehmen Biologische Vielfalt – UBi“ zeigt erstmals auf, welche ökologischen Herausforderungen die Branche zu bewältigen hat – und welche Lösungen es bereits gibt. Sie richtet sich primär an Standardsetzer:innen und Zertifizierer:innen für Schnitt- und Topfblumen. Die Publikation enthält darüber hinaus auch konkrete Empfehlungen für Produzent:innen und den Handel.

Zusammengefasst zeigt die Publikation auf, dass entschlossenes Handeln zum Schutz der biologischen Vielfalt in der Zierpflanzenproduktion für Natur, Wirtschaft und Gesellschaft unerlässlich ist. Nur so kann die Branche ihre ökologische Verantwortung wahrnehmen und ihre Zukunftsfähigkeit sichern.

Wie der Bericht entstanden ist:

Im Rahmen von vier Runden Tischen wurden Standardsetzer, Verbände, Brands aus den Retailbereichen Baumarkt und Lebensmittel, Gärtnereien aus verschiedenen Ländern sowie Vertreter:innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft konsultiert, um zentrale Herausforderungen der Branche für die Biodiversität zu identifizieren. Interviews, Gespräche und eine öffentliche Feedbackphase ermöglichten weitere Beiträge, bevor die Empfehlungen durch das Projektteam finalisiert wurden. Ziel ist es, Standardsetzer, Unternehmen und Produzent:innen für die Bedeutung der biologischen Vielfalt zu sensibilisieren und konkrete Ansätze für eine nachhaltigere Produktion aufzuzeigen.

Wirtschaftsfaktor mit ökologischen Nebenwirkungen

Copyright: Global Nature Fund

Die Zierpflanzenproduktion ist ein globales Milliardengeschäft. Allein in der EU werden jährlich Blumen im Wert von rund 15 Milliarden Euro importiert – ein großer Teil stammt aus Ländern wie Kenia, Kolumbien oder Ecuador. Die intensive Produktion bringt Herausforderungen mit sich: Der Wasserverbrauch für nur eine einzige Rose wird auf sieben bis 13 Liter geschätzt. Neben dem hohen Wasserverbrauch sind es vor allem Pflanzenschutzmittel, der Verlust natürlicher Lebensräume und die hohen CO₂-Emissionen durch beheizte Treibhäuser, die sich auf die Umwelt auswirken.
Dennoch gibt es bereits vielversprechende Alternativen. Immer mehr Produzenten setzen auf umweltfreundlichere Pflanzenschutzmethoden, nachhaltige Substrate und wassersparende Bewässerungssysteme. Auch werden bereits teilweise insektenfreundliche und heimische Sortimente in Märkten beworben. Die vom Global Nature Fund (GNF) und der Bodensee-Stiftung erarbeitete Publikation zeigt, wie diese positiven Entwicklungen gezielt gefördert werden können – und welche Rolle Zertifizierungen dabei spielen.

Wege zu einer biodiversitätsfreundlicheren Zierpflanzenproduktion

Um den negativen Einfluss der Branche zu verringern, wurden in der Broschüre zehn für den deutschen Markt relevante Zertifizierungsstandards der Zierpflanzenindustrie untersucht. Dabei lag der Analysefokus auf vier von fünf Haupttreibern des Biodiversitätsverlusts, die der Weltbiodiversitätsrat (IPBES – Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) als besonders entscheidend einstuft: Veränderungen der Landnutzung, Übernutzung natürlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten. Die Studie zeigt Wege auf, wie Biodiversität aktiv geschützt und gefördert werden kann – u.a. durch Schulungen, Monitoring, Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, Düngemitteln und Torf, sowie gezielte Biodiversitäts-Aktionspläne.
Die Analyse zeigt, dass Zertifizierungen einen wichtigen Hebel für den Biodiversitätsschutz darstellen. Doch um wirklich wirksam zu sein, müssen sie klare Kriterien für den Erhalt natürlicher Lebensräume, den Schutz genetischer Vielfalt, die Vermeidung invasiver Arten und eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen verankern. Neben der Anpassung von Zertifizierungsstandards braucht es zudem wirtschaftliche Anreize für Produzenten, um umweltschonende Methoden praktikabel zu machen. Fachmärkte müssen auch heimische und insektenfreundliche Sortimente gezielter aufbauen und vermarkten.

Wie geht es weiter?

Die Publikation mit vielen hilfreichen Informationen und Links steht auf der Website von UBi (Unternehmen Biologische Vielfalt) kostenlos zum Download zur Verfügung.
Das Projektteam von „Unternehmen Biologische Vielfalt“ berät Standardsetzer der Zierpflanzenindustrie auch weiterhin bei der Weiterentwicklung und Revision ihrer Standards bezüglich ambitionierter Biodiversitätskriterien. Interessierte Akteure sind aufgerufen, sich an den Global Nature Fund oder die Bodensee-Stiftung zu wenden.

Weitere Informationen:

Details und weiterführende Inhalte zum Runden Tisch Zierpflanzen finden Sie hier: Biodiversität in der Pflanzenproduktion

Weitere Informationen zum Branchencheck für Bau- und Heimwerkermärkte

Über „Unternehmen Biologische Vielfalt – UBi“

Das Projekt „Unternehmen Biologische Vielfalt – UBi“ hat zum Ziel, die Umsetzung der Nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) zu unterstützen und Unternehmen für das Thema Biodiversität zu aktivieren. Das Projekt wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN).
Sowohl die Empfehlungen für Biodiversitätskriterien in der Zierpflanzenproduktion als auch der Biodiversitäts-Branchencheck für die DIY-Branche wurden im Rahmen des UBi-Projektes durch den Global Nature Fund entwickelt.
Weitere Projektpartner sind: Die Bodensee-Stiftung, ‚Biodiversity in Good Company‘-Initiative e.V., DIHK Service GmbH & Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP).