Vermögenswert Biodiversität: Wie gehen Unternehmen und Kommunen damit um?

Den Einfluss auf die biologische Vielfalt erfassen – und biologische Vielfalt fördern: Bei einer Veranstaltung im Projekt CircHive stellten Unternehmen und Kommunen ihre Methoden und Erfahrungen vor. Und es wurde klar: Biodiversität kann auch ein Pfeiler von Wachstumsstrategien sein.

Das EU-Horizon-Projekt CircHive hilft Unternehmen und dem öffentlichen Sektor, den Wert der biologischen Vielfalt zu erkennen, zu messen und transparent darüber zu berichten. Dabei konzentriert sich CircHive auf die Instrumente Biodiversity Footprint und Natural Capital Accounting, die dabei unterstützen, geeignete Entscheidungen für den Schutz von Biodiversität zu treffen. Im Projekt arbeiten mehr als 20 Partner aus Forschung, Wirtschaft und Naturschutz zusammen. Bei einer Konferenz in Mailand präsentierten Fallstudienpartner und Forscher*innen die bisherigen Ergebnisse ihrer Arbeit.

Experten und Interessenvertreter aus dem Lebensmittel- und Landwirtschaftssektor hatten sich in der Fondazione UNIMI zum Mailänder Tag der biologischen Vielfalt getroffen. @Copyright: Bodensee-Stiftung

Global agierende Unternehmen wie Barilla, Lacoste, und Ferrero, Banken wie die Raiffeisen Bank International AG in Österreich, die Städte Edinburgh (Schottland), Málaga (Spanien) und Mytilini (Griechenland) sowie die Universität von Edinburgh stellten vor, was sie für die Förderung der Biodiversität unternehmen und welche Ansätze sie verfolgen, um die Auswirkungen ihres Handelns auf die Biodiversität zu messen. Dabei haben alle diese Projektpartner unterstützt durch die Wissenschaftspartner im Projekt unterschiedliche Tools zur Bilanzierung verwendet.
Dabei hob Giulia Listorti vom Forschungszentrum der Europäischen Kommission (Joint Research Centre) die Bedeutung von Ökobilanzierungen zur Förderung des Übergangs von Lebensmittelsystemen zur Nachhaltigkeit hervor.

Biodiversität: Wichtiger Aspekt des Risikomanagements – und Pfeiler von Wachstumsstragien

Die Tagung bot mit einer öffentlichen Veranstaltung auch Unternehmen, die nicht im Projekt engagiert sind, die Möglichkeit, die Arbeit des Projekts kennenzulernen. Unter anderem wurde bei einer Podiumsdiskussion betont, dass die bisherige Betrachtung von Biodiversität unter dem Aspekt des Risikomanagements ergänzt werden muss: Biodiversität ist auch ein Pfeiler von Wachstumsstrategien. Die biologische Vielfalt ist ein Vermögenswert. Naturkapital, das die Wertschöpfungsketten unserer Gesellschaft speist, schafft einen Wert. Dies könne eine Brücke zwischen den Schwerpunkten der verschiedenen Dimensionen – Wirtschaft, Mensch und Natur – schlagen.

Marion Hammerl (3. von rechts, am Mikrofon), Senior Expertin der Bodensee-Stiftung, nahm an der Podiumsdiskussion teil. Copyright: Bodensee-Stiftung

Marion Hammerl, Senior Expertin der Bodensee-Stiftung, ermutigte als Teilnehmerin der Plenumsdiskussion die Projektpartner mit dem afrikanischen Sprichwort: „Wenn man einen Elefanten essen möchte, muss man ihn in Portionen teilen“. Es helfe, die überwältigende, scheinbar unlösbare Aufgabe in kleinere Aufgaben aufzuteilen und Schritt für Schritt voranzuschreiten. Hierfür sind die wesentlichen Aufgaben erledigt: Daten für ein Biodiversitäts-Assessment sind vorhanden, die Tools, um eine Analyse vorzunehmen, existieren, und auch die Maßnahmen zum Schutz und zur Förderung von Biodiversität sind bekannt. Ein ausführlicher Bericht zur Podiumsdiskussion findet sich auf der CircHive-Website.

Motivation und Ausblick auf Ergebnisse

Andreas Ziermann und Marion Hammerl von der Bodensee-Stiftung nahmen an der CircHive-Konferenz in Mailand teil. Copyright: Bodensee-Stiftung

„Es war motivierend, aus der Perspektive eines Projektpartners zu hören, welche Auswirkungen die Arbeit im CircHive-Projekt hat“, berichtet Andreas Ziermann, seitens der Bodensee-Stiftung Projektleiter und ergänzt: „Das Projekt eröffnet viele Möglichkeiten für gemeinsames Lernen in einer Feedbackschleife.“ Die im Projekt mitarbeitenden Wissenschaftler*innen und NGOs diskutierten das bisher Erreichte, analysierten Stärken und Schwächen der Ansätze und wie mit den Ergebnissen weiter umgegangen werden soll.

Auch die Frage, wie die Projektergebnisse aufbereitet werden können, um auch nach Projektende zur Verfügung zu stehen, wurde bearbeitet. Eine zentrale Rolle wird die Website BeeHive spielen, die in den nächsten Wochen online gehen wird. Sie wird gleichermaßen Wissen bereitstellen als auch als Austauschplattform auch mit anderen Projekten dienen.

Die Aufgaben der Bodensee-Stiftung im Projekt CircHive

Die Bodensee-Stiftung unterstützt das Projekt CircHive mit ihrer Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Landwirtschaft und Unternehmen des Lebensmittelsektors sowie ihrer Expertise in der Bewertung von freiwilligen Nachhaltigkeitsstandards. In der Arbeit mit den Standards und den Unternehmen nimmt die Stiftung eine Vermittlerrolle zwischen Forschung und Praxis ein, indem sie den Praxispartnern Input zu Biodiversitätsthemen gibt und den Forschungspartnern ihre Praxiserfahrung spiegelt.

Weitere Informationen auf der Website des EU-Horizon-Projekts CircHive.