Wo Techniker*innen zu Gastgeber*innen für Insekten werden

Das Projekt AZUBI-Gärten startet mit einem Theorietag in zwei Unternehmen: Junge Menschen entwickeln Ideen für mehr Artenvielfalt auf dem Firmengelände.

Hier Spalierobst an einem Holzsichtschutz, dort eine Sitzgelegenheit mit Blumen und schattenspendenden Bäumen vor einer begrünten Garagenwand, daneben ein Insektenhotel und dazwischen ein Holzbohlenweg. So wollen Auszubildende der Konstanzer Firma INGUN im nächsten Jahr einen Teil des Firmengeländes gestalten. In Kleingruppen haben die elf Azubis die Ideen entwickelt, um mehr Artenvielfalt und zudem die Aufenthaltsqualität auf dem Firmengelände zu erhöhen. Das Besondere: Die jungen Menschen machen keine Ausbildung im Garten- und Landschaftsbau, sondern erlernen technische Berufe.

Drei junge Männer stehen vor einer Leinwand. Einer weist mit der rechten Hand auf eine Präsentation.
Die Auszubildenden der Firma INGUN in Konstanz erläutern ihre Ideen für die biodiversitätsfördernde Umgestaltung des Firmengeländes. Copyright: Bodensee-Stiftung

Die INGUN Prüfmittelbau GmbH, das Südkurier Medienhaus (ebenfalls mit Sitz in Konstanz), die Bad Uracher Firma Magura sowie die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg sind Pilotunternehmen im Projekt „AZUBI-Gärten“ der Bodensee-Stiftung. Die Bodensee-Stiftung vermittelt damit jungen Menschen am Anfang ihres Berufslebens – gleich welcher Branche – Grundlagen der Biodiversität und ihre Bedeutung als Lebensgrundlage wie auch das Knowhow, für das Firmengelände ihres jeweiligen Arbeitgebers biodiversitätsfördernde Maßnahmen entwickeln und umsetzen können.

Dass sich angehende Zerspanungsmechaniker*innen und Maschinen- und Anlagenführer*innen mit dem Thema Biodiversität auseinandersetzen, mag überraschen. Aber dass dabei beeindruckende Ideen entstehen können, bewiesen die Auszubildenden der Firmen beim Auftakt des Projekts mit einem sogenannten Theorietag. „Mit großer Offenheit und ebenso großem Engagement haben sie sich auf das Thema eingelassen und ihre Ideen für mehr Artenvielfalt und mehr Aufenthaltsqualität auf dem Firmengelände entwickelt“, sagt Projektleiterin Daniela Dietsche.

Bodensee-Stiftung begleitet die Auszubildenden im Projekt

Junge Menschen stehen mit Planungsbögen auf einer Grünfläche vor einem Baum.
Die Auszubildenden der Firma Magura in Bad Urach stehen mit Planungsbögen auf dem Gelände, das sie naturnah umgestalten können. Copyright: Bodensee-Stiftung

Daniela Dietsche und Umweltschutzmanagerin Linda Riek begeisterten die Auszubildenden trotz deren fachlicher Ferne mit kurzweiligen und informativen Formaten für das Thema, so dass sie schnell Kriterien für attraktive Lebensräumen für Pflanzen und Tiere, die auf ihrem Firmengelände eine Heimat finden könnten, erfassten. Bis zum Praxistag im Frühjahr, an dem die Umsetzung der Gestaltungsideen beginnt, begleiten die Mitarbeiterinnen der Bodensee-Stiftung die konkreten Vorbereitungen und versorgen die Auszubildenden mit weiterem Informationsmaterial, zum Beispiel zu geeigneten Kletterpflanzen.
Die Motivation der teilnehmenden Firmen ist groß: „Junge Leute wollen wissen, was das Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit tut und sich einbringen“, weiß Janka Miesch, Leiterin der Personalabteilung beim Südkurier Medienhaus. Deshalb hat das Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit bereits in den betrieblichen Unterricht aufgenommen. Den Azubis die Umsetzung eines konkreten Projektes auf dem Firmengelände vor Ort anzubieten, füge sich hervorragend in das Konzept.

Firmen sind hochmotiviert dabei

INGUN sieht in der Teilnahme am Projekt eine weitere Steigerung der Attraktivität des Unternehmens. „Wir haben die Ausbildung neu strukturiert und in dem Zuge auch unsere Räumlichkeiten, mit eigens dafür bereitgestelltem Gebäude, sowie die Neugestaltung der Grünfläche für die Ausbildung erweitert“, führt INGUN-Ausbildungsleiter Holger Schäffer aus. Er freut sich darauf, dass die Auszubildenden in einer Gemeinschaftsleistung das Firmengelände nochmals aufwerten und gleichzeitig einen Beitrag für mehr Artenvielfalt leisten werden.

Ein Planungsdetail zeigt, dass die Auszubildenden schon jetzt stolz auf ihre Arbeit sind: Auch ein Informationsschild zum Projekt und den Macher*innen steht bereits auf der Todo-Liste.
Interessierte Firmen können sich mit der Bodensee-Stiftung in Verbindung setzen. „Wir werden das Projekt auch künftig umsetzen und die Schulungsunterlagen für weitere Bildungsträger freigeben“, kündigt Projektleiterin Daniela Dietsche an. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln der Glücksspirale und des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.