Warum es Clean-Up‘s auch am Bodensee braucht!

Clean-Up‘s helfen im Kampf gegen Mikroplastik – Bodensee-Stiftung fordert mehr Anstrengungen von Kommunen am See – Erfolgreiche Premiere des Bodensee weiten Clean-UP Days 

Plastikmüll am Bodensee
Copyright: D. Vedel

Radolfzell/ Friedrichshafen (12.05.2022): Wieder ein Strand an der Küste, den Freiwillige von Müll und Unrat befreit haben. Diese Meldung ist nichts Besonderes und gehört zur täglichen Berichterstattung. Es ist einerseits der Ausdruck einer großen Hilflosigkeit gegenüber den unendlichen Mengen an Müll, die in den Weltmeeren herumtreiben und an Land gespült werden und andererseits das beeindruckende Engagement von Menschen, die etwas dagegen tun wollen.

Immer häufiger finden auch Clean-Up‘s an Seen und entlang von Flüssen statt. Das irritiert. Es ist aber Fakt, dass die Notwendigkeit etwas gegen Müll zu unternehmen auch an hiesigen Gewässern immer größer wird. Vor allem dort an Seen, wo viele Menschen zusammenkommen und touristisch attraktiv sind.

Clean-Up’s auch am Bodensee

Die Bodensee-Stiftung aus Radolfzell unterstützt deswegen Clean-Up Aktionen, die von Organisationen wie die Surfrider Foundation Bodensee oder PATRON e.V. organisiert werden. Vom 05. bis 07. Mai befreiten zum Beispiel mehr als 1.300 Gäste und Einheimische die Natur am Deutschen Bodenseeufer und im Hinterland von zurückgelassenem Müll. In 173 angemeldeten, selbstorganisierten Kleingruppen wurden über 700 Kilometer Wander- und Uferwege gesäubert. Nach diesem erfolgreichen Auftakt steht für die Organisatoren außer Frage, die Aktion im nächsten Jahr zu wiederholen. “Mit dem Event konnten wir einmal mehr Bewusstsein dafür schaffen, wie einfach es ist, sich für eine saubere Umwelt einzusetzen – und dass es noch dazu Spaß machen kann”, so Martin Säckl, Mitgründer des gemeinnützigen PATRON e.V., der die Bodensee CleanUP Days zusammen mit der Deutschen Bodensee Tourismus GmbH unter dem Markendach „ECHT nachhaltig“ organisiert hat. Die Idee hinter den Bodensee Clean-Up Days ist schnell erklärt: Freiwillige ziehen in Kleingruppen los, um entlang des Ufers, auf Wanderwegen und in den Gemeinden im Hinterland Müll zu sammeln.

Aus Plastikmüll wird Mikroplastik

Die Bodensee-Stiftung ist froh, dass die Aktion ein Erfolg war. Für Dimitri Vedel, Projektleiter bei der Bodensee-Stiftung braucht es solche Aktionen, die möglichst viele Bürger*innen und Gäste am See erreichen. „Jeder Müll, der nicht in der Umwelt verbleibt, ist ein Gewinn für die Natur“, so Vedel. „Besonders Plastikmüll, der sich durch Witterungseinflüsse immer mehr zersetzt und irgendwann für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar ist, ist eine große Gefahr,” erklärt Vedel. Das sogenannte Mikroplastik reichert sich in den Gewässern an und ist unmöglich aus dem Ökosystem wieder zu entfernen. So haben 80 Prozent des in den Weltmeeren nachgewiesenen Mikroplastiks ihren Ursprung im Inland und werden über die Flüsse und Seen transportiert. Die Bodensee-Stiftung hat dafür das Projekt EU-LIFE Projekt “Blue Lakes” am Bodensee mit initiiert und setzt sich dafür ein den Eintrag von Mikroplastik in Seen zu reduzieren. Mit Organisationen wie PATRON e.V. und den Surfridern können die Aktion an anderen Seen wiederholt werden und auf die Bedrohung und Zusammenhänge von Plastikmüll und Mikroplastik hingewiesen werden. Der Bodensee ist die Blaupause für eine notwendige koordinierte Aktion.

Kommunen sind in der Pflicht

Die Mikroplastikbelastung am Bodensee ist im Vergleich zu anderen Alpenseen in Deutschland und Europa gering. Zwar wurde auch im Bodensee Mikroplastik im Wasser und in Fischen nachgewiesen, aber die Folgen sind nicht bedrohlich. Aus diesem Grund ruft die Bodensee-Stiftung alle Kommunen rund um den Bodensee dazu auf mit dazu beizutragen, dass die vergleichsweise gute Ausgangssituation mit einer geringen Mikroplastikbelastung auch so bleibt. Hierfür wurde ein Maßnahmenkatalog zur Vermeidung von Plastikmüll und eine Seencharta den Kommunen am See zugeschickt. Vor allem für kleinere Gemeinden finden Sich hier einfache und wirksame Maßnahmen, wie Plastikmüll vermieden wird und welche Hauptquellen von Mikroplastik existieren. Themen sind unter anderem wie können Kommunen Verpackungsfreie Märkte organisieren, wie sieht eine witterungsfeste öffentliche Müllentsorgung aus, warum lohnt sich Mehrweg oder was kann die Verwaltung tun um als gutes Beispiel voranzugehen? Städte und Gemeinden am See können müssen die Thematik auf die Tagesagenda setzen und aktiv werden, bevor Mikroplastik zu einer unkontrollierbaren Belastung wird und Folgen für die Wasserqualität, das Ökosystem oder den Tourismus hat.

Das Clean-up’s sind ein starkes Zeichen für das Engagement der Zivilgesellschaft. Jetzt müssen die Städte und Gemeinden am Bodensee nachziehen!