Mehr Verständnis für das Birkhuhn

Zur Sensibilisierung von Urlaubern und Freizeitsportlern in den Bayerischen Alpen: Während einer Summerschool im Projekt „Wir im Wald“ erprobten Studierende zielgruppengerechtes Informationsmaterial.

Ist das Informationsmaterial verständlich und ansprechend? Studierende befragten Wandernde am Hirschberg im Projekt “Wir im Wald”. Copyright: Bodensee-Stiftung

Wandernde und Fahrradfahrer*innen schätzen die Natur. Dass sie mit ihren Aktivitäten gerade diese auch gefährden können, ist ihnen oft nicht bewusst. Wie Tourist*innen für die Besonderheiten ihrer Zielregion sensibilisiert werden können, haben Studierende der Hochschule der Medien Stuttgart (HdM) in einer mehrtägigen Summerschool im Rahmen des Projekts „Wir im Wald“ vor Ort am Hirschberg in Oberbayern erprobt. Gemeinsam mit Pascal Solbach, der im Studiengang Umweltsicherung sein Praxissemester bei der Bodensee-Stiftung absolviert, suchten sie das Gespräch mit Einheimischen aus Bürgerschaft, Verwaltung und Naturschutz wie auch mit den Erholungssuchenden.
Ziel der sechstägigen Veranstaltung war es, ein Beschilderungskonzept weiterzuentwickeln, das Wandernde und besonders Wintersportler*innen auf die vorgegebenen Uhrzeiten für eine Gipfelbesteigung und damit auf das lokal stark bedrohte Birkhuhn aufmerksam machen soll. Denn: Während das Tier im Winter mit seiner Energie haushalten muss und deshalb nicht aufgescheucht werden sollte, können touristische Aktivitäten die Balzzeit beeinträchtigen, die bis in den Juni reicht.

Das Projekt „Wir im Wald“ will Nutzungskonflikte im Wald durch aktive Dialog- und Beteiligungsprozesse entschärfen und die Empathie zwischen den Nutzungsinteressen fördern. Zentrale Frage ist, welche Aspekte und Kanäle den lösungsorientierten Dialog fördern und verstetigen können, so dass zum Projektabschluss möglichst konkrete, aber allgemeingültige Handlungsempfehlungen ausgesprochen werden können. Die Projektpartner Hochschule der Medien Stuttgart (HdM), Bodensee-Stiftung und Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg arbeiten in verschiedenen Projektregionen zu unterschiedlichen Konfliktfeldern. Im Landkreis Miesbach in Oberbayern steht die (Zer-)Störung von Flora und Fauna durch hohes Besucheraufkommen im Zentrum.

Welche Botschaften wirken?

Bereits im Frühjahr hatten Vertreter*innen des DAV und der Gebietsbetreuung erste Ansätze für die Beschilderung mit den Projektbeteiligten diskutiert. Jetzt ging es darum, diese Ideen vor Ort weiterzuentwickeln: Welche Botschaften wirken? Und wie lassen sich komplexe ökologische Zusammenhänge verständlich und gleichzeitig ansprechend kommunizieren?
Die Studierenden – aus den Fachrichtungen Crossmedia-Redaktion und PR – brachten frische Perspektiven ein. In kurzen Interviews mit Besucher*innen und Anwohner*innen haben sie erste Entwürfe der neuen Schilder getestet und bereits vor Ort angepasst. Die Rückmeldungen waren vielfältig: Einige Interviewpartner*innen kannten das Thema bislang kaum, andere machten konkrete Verbesserungsvorschläge, die in die Überarbeitung einfließen konnten.

Die neue Beschilderung soll ab kommendem Winter in eine Testphase starten. Dann entscheidet die Gebietsbetreuung, wie und ob die Maßnahmen dauerhaft umgesetzt werden.
Die geplanten Schilder sollen nicht nur informieren, sondern auch den Dialog fördern – zwischen Naturschutz, Wintersport und lokaler Verantwortung. Genau darum geht es bei „Wir im Wald, Konfliktparteien zu zeigen wie durch deliberative Kommunikation Lösungen gefunden werden können.
Weitere Informationen auf der Projektwebsite Wir im Wald.