Die Energiewende braucht einen langen Atem und dauerhafte Lösungen

Pressemitteilung

Schönwald im Schwarzwald nimmt Nahwärmenetz in Betrieb – Förderung für die kommunale Wärmeplanung unterstützt Gemeinden in der Region

Einweihung Nahwärme
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Radolfzell, Villingen-Schwenningen, Schönwald (04.08.2021): 2013 galt die Nutzung von Bioenergie und der Bau von Nahwärmenetzen für Kommunen noch als besonders innovativ und zukunftsweisend. Mit dem Projekt „Gute Bioenergiedörfer in Baden-Württemberg“ stellte die Bodensee-Stiftung Mittel und Wege vor, wie das gelingt und Nahwärmenetze betrieben werden können. Das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Projekt sollte Kommunen im ländlichen Raum motivierten ihre Potentiale für den Bau einer Wärmeleitung erfassen und dann auch umzusetzen. Heute sind Wärmenetze mit ganz unterschiedlichen Wärmequellen, die von Abwärme aus einer Biogasanlage, über Solarthermiefelder bis hin zu industrieller Abwärme reichen nichts Unbekanntes. Das jüngste Beispiel ist vor kurzem in Schönwald im Schwarzwald in Betrieb genommen.

Dennoch lohnt sich ein Blick zurück, um zu verstehen, warum vor acht Jahren und vielleicht auch heute noch Förderungen für die Energiewende unerlässlich sind. An dem Projekt „Gute Bioenergiedörfer“ beteiligte sich der Landkreis Schwarzwald-Baar. Früh erkannte man dort im Landratsamt die Möglichkeiten die kommunale Wertschöpfung zu steigern. Mit den Ressourcen vor Ort unabhängig von fossilen Energieträgern zu sein und einen Beitrag zur Energiewende zu leisten. Das war noch lange vor internationalen Vereinbarungen, wie das Pariser Klimaschutzabkommen.

Für das Landratsamt Schwarzwald-Baar war das Projekt eine gute Möglichkeit in Kooperation mit der Bodensee-Stiftung und der dortigen Energieagentur, das Thema den Kommunen näher zu bringen. Unter Federführung des damaligen Ersten Landesbeamten Joachim Gwinner, hatte Dimitri Vedel, Projektleiter bei der Bodensee-Stiftung Gelegenheit bekommen, das Projekt, die Ansätze und das Beratungsangebot in der Bürgermeisterversammlung vorzustellen. „Die Möglichkeit ein Projekt in einer solchen Versammlung vorzustellen, ist eine einmalige Chance, die nicht verpasst und verpatzt werden darf,“ erläutert Vedel, „gelingt es die dort Anwesenden über die Notwendigkeit und die Mehrwerte für die Kommunen zu einer nachhaltigen Wärmeversorgung zu informieren, entsteht schnell eine Welle der Motivation das Angebot wahr zu nehmen und sich mit dem Thema auseinander zusetzen,“ so Vedel weiter. Und so war es auch nach dieser Veranstaltung. Zahlreiche Kommunen haben das Beratungsangebot angenommen und sich über die unterschiedlichen Potentiale eines Wärmenetzes informieren lassen.

Schönwald geht voraus und beweist einen langen Atem

Nicht jede Beratung führt zu einer direkten Umsetzung. Auch das erste Treffen 2013 in Schönwald im Schwarzwald mit Bürgermeister Christian Wörpel und der Bodensee-Stiftung zeigte erst einmal was es alles zu tun gilt und was speziell für den Ort zu beachten ist. Als Heilklimatischer Kurort ist das höchste Gut eine saubere Luft, frei von irgendwelchen Gerüchen, Stäuben oder Verschmutzungen. Schönwald liegt am Berg, es geht rauf und runter und die Höhenunterschiede sind erheblich. Schnell war klar, dass es für die Umsetzung viel Know-how braucht, die richtigen Partner und einen langen Atem. Für Bürgermeister Wörpel und den Gemeinderat galt es nun sich beraten zu lassen und zu informieren. Fragen, die im Laufe eines solchen Projektes auftreten, müssen alle beantwortet werden, egal wie wichtig oder bedeutend sie erscheinen mögen. „ein solches Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn eine größtmögliche Akzeptanz und Beteiligung geschaffen werden,“ erklärt Wörpel. „Für die Gemeinde ist es ein Abwägungsprozess, der sich am Gemeinwohl, an der Wirtschaftlichkeit und den Mehrwerten für die Kommune orientiert,“ so Wörpel weiter.

Die Gemeinde Schönwald hat sich auf den Weg gemacht! Zahlreiche Partner haben die Kommune in der Planungsphase und bei der Umsetzung unterstützt. Der Erfolg ist jetzt sichtbar! Mit einer großen Einweihungsfeier ist das Wärmenetz offiziell in Betrieb gegangen. Neben den öffentlichen Gebäuden, verschiedenen Gewerben sind derzeit fast zwanzig Haushalte angeschlossen und profitieren langfristig von einer ökologischen Wärmeversorgung. Die Infrastrukturleistung macht die Kommune zukunftsfähig und unabhängiger von fossilen Energieträgern. Das wird sich wirtschaftlich auszahlen und die Kommune von möglichen Restriktionen bei der weiteren Verwendung fossilen Quellen befreien.

Wärmenetz hat Vorbildcharakter

Für die Region und die Energieagentur der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg kommt das Netz zum richtigen Zeitpunkt. „Das Land Baden-Württemberg möchte in den kommenden drei Jahren die kommunale Wärmeplanung weiter voranbringen und fördert diese,“ erklärt Tobias Bacher, von der Energieagentur. „Mit Schönwald reiht sich eine nächste Kommune in die lange Liste der Städte und Gemeinden, die in unserer Region ein Wärmenetz in Betrieb genommen haben“ sagt Bacher. Das ist wichtig, weil so aufgezeigt werden kann, wie technische Entwicklungen aussehen, Förderungen beantragt oder Beteiligung organisiert werden können. Bacher ist zuversichtlich, dass mit der von der Energieagentur beantragten Förderung einer Beratungsstelle zur kommunalen Wärmeplanung des Landes zur kommunalen Wärmeplanung des Landes Baden-Württemberg noch weitere Kommunen in der Region Projekte realisieren werden. Die Unterstützung ist nötig um sicherzustellen, dass sich die Umsetzung beschleunigt und nicht von der ersten Idee bis zur Eröffnung des Netzes viele Jahre vergehen.

Kontakt für Rückfragen:

Bodensee-Stiftung

Dimitri Vedel
Fritz-Reichle-Ring 4
78315 Radolfzell

07732/9995 47

dimitri.vedel@bodensee-stiftung.org