Damit das Summen nicht verstummt: Regionen bringen Insektenschutz in die Fläche

Die Hauptursachen für den Verlust der Insekten sind identifiziert: allen voran ist die intensive Landwirtschaft der Grund für das Verschwinden von Lebensräumen und Nahrungsquellen. Auch die früheren „Allerweltsblumen“ sind um etwa die Hälfte zurückgegangen und noch ca. 2 % des Grünlands ist heute noch artenreich. Pestizide – insbesondere die mit dem unaussprechlichen Namen Neonicotinoide – haben gefährliche Nebenwirkungen oder wirken sogar tödlich auf Wildbienen und andere Insekten.  

Die Bodensee-Stiftung arbeitet schon lange daran, dass die Landwirtschaft Teil der Lösung wird. Mit dem neuen EU LIFE geförderten Projekt „Insektenfördernde Regionen“ sollen sieben Anbauregionen zielgerichtet den Schutz der Insekten angehen – und der biologischen Vielfalt insgesamt. Unterstützt wird die Stiftung von erfahrenen Organisationen und Unternehmen: Netzwerk Blühende Landschaften, Global Nature Fund, Nestlé Deutschland und die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Alle bringen ihr Fachwissen in das vierjährige Projekt mit einem Volumen von 3,4 Millionen Euro ein.

Wissen und konkrete Maßnahmen gibt es aufgrund der zahlreichen Studien und Pilotprojekte reichlich – das große Defizit besteht darin, die Maßnahmen in die Fläche zu bringen. Insektenfördernde Regionen setzt auf den Insektenschutz über die Grenzen eines landwirtschaftlichen Betriebs hinaus: Vertreter der wichtigsten Landnutzer in der Region – allen voran die Landwirtschaft – erarbeiten gemeinsam einen regionalen Biodiversity Action Plan (BAP). Die Ausgangslage bezüglich der Insekten wird erfasst, d.h. Stärken und Schwächen sowie Potentiale für Verbesserungen. Die Ziele und Maßnahmen der regionalen BAPs werden auf die landwirtschaftlichen Betriebe heruntergebrochen: Sowohl der Obstbauer als auch der Getreideanbauer oder Milchproduzent tragen mit einem betriebsspezifischen BAP dazu bei, dass die Ziele erreicht werden. In Vorreiter-Betrieben werden besonders innovative Maßnahmen umgesetzt und dokumentiert. Auch weitere Landnutzer wie Waldbesitzer, Unternehmen zum Abbau von Rohstoffen oder die Kommunen mit Pachtflächen und Grünanlagen werden einbezogen.

Die Bodensee-Stiftung und ihre Partner unterstützen die Landwirt*innen und weitere Akteure mit umfangreichen Trainingsaktivitäten und dem Biodiversity Performance Tool, einem Instrument, dass die Erfassung der aktuellen Situation und die Erarbeitung eines Biodiversity Action Plans erleichtert.  Die Entwicklung in den Regionen wird über ein Monitoringsystem erfasst und von den regionalen Arbeitsgruppen überwacht.

Unterstützt werden die Monitoring-Aktivitäten von Menschen, die sich im Rahmen von Citizens Science engagieren wollen. Sie werden entsprechend geschult, um die Entwicklung bestimmter Schlüsselarten zu überwachen.

Insekten- und Biodiversitätsschutz sind nicht zum Nulltarif zu haben und Landwirte, die sehr gute landwirtschaftliche Praktiken anwenden leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz eines Gemeinguts. Dieser Beitrag muss auch angemessen honoriert werden. Um dies zu erreichen, erarbeiten die Projektpartner ein Konzept für ein Agrar-Umweltprogramm, dass in der gesamten Europäischen Union angewendet werden kann. Agrar-Umweltprogramme sind ein wichtiges Instrumentarium zur Integration von Umweltbelangen in die Landwirtschaft und zukünftig soll die Einrichtung von insektenfördernden Anbauregionen besonders gefördert werden.

Für weitere Informationen:

Patrick Trötschler, Bodensee-Stiftung
p.troetschler@bodensee-stiftung.org
Tel: 07732 9995-41

Die komplette Pressemeldung ist hier verfügbar: Pressemitteilung insektenfördernde Regionen