Leitfaden für mehr und bessere Insektenförderung auf Landschaftsebene

Zum Abschluss des EU-LIFE-Projekts „Insektenfördernde Regionen“: Empfehlungen für Land- und Forstwirtschaft, Kommunen und Unternehmen – Umfangreicher Katalog mit Tipps für Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen; Vorstellung bei Abschlusskonferenz am 20. Mai 2025 in Frankfurt

Rund 80 Prozent der Wildpflanzen und 75 Prozent der bedeutendsten Kulturpflanzen hängen von Bestäubung durch Insekten ab. Insekten sichern 35 Prozent des weltweiten Ertrags in der Nahrungsmittelproduktion. In Deutschland wird der volkswirtschaftliche Nutzen von Bestäubung auf ca. 3,8 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Gleichzeitig belegen verschiedene Studien einen alarmierenden Rückgang der Biomasse von Fluginsekten. Er geht unter anderem auf intensive Landwirtschaft, Stoffeinträge oder Flächenverbrauch zurück.

Zusammenspiel verschiedener Landnutzer wichtig für die Insektenförderung

Insekten- und Biodiversitätsschutz ist dringend geboten und auf vielseitige Weise möglich. „Mehr als nur Blühstreifen!“ – der Titel des nun erschienenen „Leitfaden für mehr und bessere Insektenförderung auf Landschaftsebene“ ist Programm: Mit einem umfangreichen Maßnahmenkatalog zeigt er, dass es über Blühstreifen hinaus noch viel mehr Möglichkeiten gibt, Insekten und biologische Vielfalt zu erhalten und zu fördern. Zudem macht die Publikation deutlich, dass für effektiven Biodiversitäts- und Insektenschutz das Engagement mehrerer Akteure nötig ist: Im Gegensatz zu aktuell oft nur einzelbetrieblich umgesetzten Aktivitäten ist ein koordiniertes Zusammenspiel der verschiedenen Landnutzer gefragt, idealerweise von Landwirtschaft, Kommunen und Unternehmen.

Hilfestellungen für Insektenförderung auf Landschaftsebene

Die 60-seitige Publikation wird durch einen 46-seitigen Maßnahmenkatalog ergänzt. Gemeinsam bieten sie praktische Hilfestellungen, wie mehr und bessere Insektenförderung auf Landschaftsebene erreicht werden kann. So stellt der Leitfaden die Rolle von Landwirtschaft und Lebensmittelbranche, Forstwirtschaft, Kommunen und Unternehmen heraus und stellt für jede dieser Landnutzungsgruppen Instrumente für eine insektenfreundliche Bewirtschaftung und deren jeweilige Vorteile vor. Auch werden Fördermöglichkeiten, Bildungs- und Beratungsangebote sowie Wege zur Akzeptanzförderung durch Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung aufgezeigt. Jedes Kapitel wird mit guten Beispielen aus der Praxis abgerundet.

„Ob Land- und Forstwirtschaft, Kommunen oder Unternehmen – überall steckt Potenzial für mehr Biodiversität. Entscheidend ist, es zu nutzen. Der neue Leitfaden bietet praxisorientierte Informationen, konkrete Maßnahmen und wichtige Kontakte, die direkt dabei helfen, Insektenförderung erfolgreich umzusetzen“, sagt Bianca Meßmer, Projektmanagerin bei der Bodensee-Stiftung, die im Rahmen des Projekts „Insektenfördernde Regionen“ die Herausgabe der Publikation koordiniert hat.

Erfahrungen aus dem Projekt „Insektenfördernde Regionen“

Die vorgestellten Maßnahmen sind zum großen Teil im EU-LIFE-Projekt „Insektenfördernde Regionen“ (IFR) erprobt worden. Um den nachhaltigen Schutz von Insekten und Biodiversität über größere zusammenhängende Flächen hinweg zu erreichen, haben in dem knapp fünfjährigen Projekt verschiedene Landnutzer zusammengearbeitet. In sieben insektenfördernden Regionen (Allgäu, Bodensee, Bliesgau, Hohenlohe, Nördlicher Oberrhein, Wendland sowie Vinschgau/Südtirol) wurden von mehr als 60 Demonstrationsbetrieben Maßnahmen umgesetzt.

Dabei bestand der Anspruch darin, nicht nur gängige und bewährte Maßnahmen zur Förderung von bestäubenden Insekten in der Landwirtschaft zu verbreiten, sondern zusätzlich die ökologische Wirksamkeit und Praktikabilität von weitergehenden Anbaupraktiken zu testen und zu stärken. Die Erfahrungen sind in den Maßnahmenkatalog eingeflossen. Die gebündelte Sammlung reicht von „Ackerrandstreifen“ bis „Weite Reihe“, gegliedert in Maßnahmen für Ackerbau, Grünland, Obst- und Weinbau sowie Maßnahmen im Garten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Landwirtschaft. Eine Übersicht biodiversitätsfördernder Strukturen rundet den Katalog ab.

Für jede Maßnahme werden nicht nur Umsetzung und Pflege beschrieben, sondern auch der Nutzen für die Biodiversität, weitere positive Effekte – wie Bodenverbesserung, Erosionsschutz oder Wasserrückhalt – sowie zusätzliche Empfehlungen z. B. zur Vermeidung negativer Begleiterscheinungen. Die Maßnahmen sind auf den mitteleuropäischen Raum zugeschnitten, können aber für die Umsetzung in anderen Regionen angepasst werden. Viele der Maßnahmen können durch EU-Programme sowie nationale oder regionale Programme finanziert werden. Durch die Kombination verschiedener Maßnahmen kann ein zusammenhängendes Netz von Strukturen zur Förderung der Biodiversität geschaffen werden – eben eine insektenfördernde Region.

„Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität werden künftig noch wichtiger werden, denn sie bieten auch häufig Vorteile in Sachen Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel – in der Landwirtschaft, im Forst und auch in Kommunen. Letztlich schaffen sie auch für uns Menschen einen besseren Lebensraum“, sagt Patrick Trötschler, Geschäftsführer der Bodensee-Stiftung und als Koordinator des Projekts „Insektenfördernde Regionen“ Herausgeber der Publikation. Er ermuntert zur Umsetzung von konkreten Maßnahmen. Schließlich könne jeder aktiv zur Erhaltung der Kulturlandschaft und Ökosystemleistungen beitragen und die lokale Flora und Fauna fördern.

Kostenloser Download der Publikation in Deutsch und Englisch

Der Leitfaden steht auf der Website des Projekts „Insektenfördernde Regionen“ auf Deutsch und Englisch zum Download bereit.

Konferenz „More than just Flower Strips“ am 20. Mai in Frankfurt am Main

Unter dem Titel „More than just Flower Strips – European Conference for more Insect Protection and Biodiversity at Landscape Level“ findet am 20. Mai 2025 in Frankfurt am Main die Abschlusskonferenz des Projekts „Insektenfördernde Regionen“ statt. Schwerpunktthemen werden sein: Landschaftsansatz, Biodiversität in der Landbewirtschaftung, Blühende Gemeinschaften, Bürgerwissenschaft und Monitoring sowie Politik und Anreize.
Die Konferenz bringt Vordenker, Praktiker und Entscheider aus ganz Europa zusammen, um über Lösungen für mehr Biodiversität auf Landschaftsebene zu diskutieren. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldungen sind noch möglich. Die Veranstaltung findet überwiegend in englischer Sprache statt, einige Sessions werden auf Deutsch sein.

Anmeldung und weitere Informationen zum Programm auf der Konferenzwebsite “More than just Flower Strips”